Kontrastprogramm: Gerade hatte ich noch einen schönen, leichten Roman von Julia Holbe gelesen und dann kommt – mit aller Wucht – dieser Thriller.
Wenn ich dieses Buch verfilmen sollte, käme wohl ein Film hauptsächlich in Schwarz-Weiß und dazu viele Grau-Nuancen dabei heraus. Von daher stimme ich ganz mit dem Gestalter des Covers überein. Sparsam eingesetzte Hintergrundmusik dazu, leicht dramatisch – ein bisschen düsterer isländischer Folk.
„Nacht“ ist verwirrend. Immer wieder wird man auf eine falsche Fährte gelenkt. Sowohl bei den Untersuchungen der Kriminologen als auch bei dem, was „zuvor“ passierte. Überhaupt sind die Rückblenden, die ja gerade mal eine Woche zurückliegen, ungewöhnlich, so nah. Einerseits weiß man schon vieles, andererseits eben noch längst nicht alles.
Die Seiten, in denen über das „grausame Geschehen“ ausführlicher berichtet wird, habe im im Schnelldurchlauf gelesen, damit ich diese Szenen nicht mit in meine Nacht nehmen. Sie sind aber durchaus nicht übertrieben „ausgeschmückt“, sondern recht sachlich beschrieben.
Durch die sachliche Erzählung kommen die Charaktere noch besser hervor. Man kann sich die Leute zwar rein äußerlich ganz gut vorstellen, viel stärker kommt aber ihr Inneres hervor.
Dieser Thriller ist ziemlich düster – und ziemlich gut.
Unbedingt empfehlenswert für alle Freunde dieses Genres.
ISBN: 978-3-442-76241-5
Mehr Infos zum Inhalt gibt es auf der Homepage von PENGUIN RANDOMHOUSE.
Inhalt:
Yrsa erneut in Top-Form — das Verbrechen beginnt in einer fatalen, eisigen Nacht
Island, ein abgelegener Fjord: An einem kalten Winterabend klopft ein Nachbar an das Haus einer Familie, von der es seit einer Woche kein Lebenszeichen mehr gibt. Er bemerkt Spuren, aber niemand öffnet. Als er ins Haus eindringt, sieht er, dass die ganze Familie ermordet wurde. Der Polizist Týr und die Gerichtsmedizinerin Iðunn werden an den Tatort gerufen, um das schreckliche Verbrechen zu untersuchen. Das Ermittlerteam erkennt dabei schnell, dass der Fall Verbindungen zu einer längst vergangenen Zeit aufweist, die alle von ihnen gern für immer vergessen würden. Yrsa Sigurdardóttir schreibt atemberaubend spannend und mit archaischer Wucht. Ihr gelingt es meisterhaft, die schaurige Atmosphäre von Islands gnadenlos eisigen Winternächte heraufzubeschwören.